Pepita (Englisch „shepherd's check“, Französisch „pepita“) wird in Leinwand- oder Köperbindung gewebt. Es handelt sich um kleine, meist schwarz-weiße Karos, die durch rechtwinklig oder schräg verlaufende Streifen miteinander verbunden sind. Die Musterung wirkt kleinkariert (Karogröße bis 1cm) mit Vertikal- und Horizontalbetonung und bei genauerem Hinschauen ganz anders, als Hahnentritt.
Bei Vichy (Englisch „vichy“) handelt es sich um ein köperbindiges Gewebe, dadurch erscheinen die Verlängerungen an den Karoecken diagonal und nicht rechtwinklig, wie beim Hahnentritt. Die Musterung entsteht außerdem nicht auf der Basis einen Quadrats (Hahnentritt), sondern auf der Basis einer Raute. Meiner Meinung sieht das Muster aus wie ein platt gefahrener Frosch.
Vichy ist musterungstechnisch eine Kombination aus Hahnentritt und Pepita. Im allgemeinen Sprachgebrauch, aber auch in der Fachpresse werden scheinbar meistens Hahnentritt und Vichy miteinander verwechselt, bzw. beide sprachlich gleichgesetzt.
Interessanterweise wurde das klassische Vichy erstmals in Schottland im 18. Jahrhundert modern, unter dem Namen „houndstooth“. Die Problematik der korrekten Definition der Musterung scheint also eine lange Geschichte zu haben und wahrscheinlich hauptsächlich an falschen Übersetzungen zu liegen. Zum ersten Mal wurde diese Musterung allerdings auf einem Wollmantel im heutigen Schweden entdeckt, der schon ca. 100 v. Chr. Gewebt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Hahnentritt bei den Dandys der europäischen Metropolen en vogue, blieb jedoch vorerst nur den modischen Männern vorbehalten.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann der Hype um Hahnentritt, Pepita und Vichy. Sherlock Holmes wurde in den 30er Jahren von 20th Century Fox verfilmt, der Held trug dabei Mantel und Hut mit Hahnentritt-, bzw. Vichy-Muster. Inspiriert von den Filmstars aus Hollywood wurden die auffälligen schwarz-weiß Muster auch in der Frauenmode beliebt.
Christian Dior liebte Hahnentritt, bzw. Vichy und hat zur Popularität dieses Musters entscheidend beigetragen. 1947 präsentierte Dior seine erste Kollektion im „New-Look“ Stil und verwendete Hahnentritt, sogar auf den von Roger Vivier designten Schuhen. Die kleinkarierte schwarz-weiß Musterung galt als elegant und war der Inbegriff des Pariser Chic. Im Laufe der 50er Jahre wurden Hahnentritt, Pepita und Vichy Massengeschmack und von Autositzbezügen bis zu Kaffeegeschirr überall aufgedruckt. Der Trend machte auch vor Konrad Adenauer nicht halt, er trug in den 1950er Jahren im Italien Urlaub am liebsten einen Hut mit Vichy-Muster. Alle drei Muster galten im Laufe der 60er Jahre als spießig, bis es seit den 80ern zu diversen Revivals kam.
Seit Beginn der 2000er sind Hahnentritt, Pepita und besonders Vichy immer wieder sichtbar. Lady Gaga erschien 2011 bei einer US-Fernsehshow von Kopf bis Fuß im Hahnentritt-, bzw. Vichy-Look von Salvatore Ferragamo.
„Erinnerungsmuster“ nennt Valeska Schmidt-Thomsen, Modeprofessorin an der Universität der Künste Berlin, diese Webmuster. Hahnentritt, Pepita und Vichy erinnern an die gute, alte Zeit, an die 50er Jahre, das Wirtschaftswunder. Sie wirken elegant und ein bisschen exzentrisch, stark und gleichzeitig heimelig, sind verlässlich und solide. In Zeiten von gesellschaftlichen Umbrüchen und Krisen sehnen sich Menschen nach Tradition und Sicherheit.
Für alle, die es noch genauer wissen wollen, läuft im LVR-Industriemuseum, in der Tuchfabrik Müller bei Bonn noch bis zum 03.04.2016 die Ausstellung „Das Pepita-Virus“. Dort wird auf Handwebstühlen das Weben von Hahnentritt und Pepita veranschaulicht und sicherlich kann man dort auch noch die eine oder andere Anekdote zu dem Thema erfahren.